Derzeit schwappt die Krankheitswelle durch das Land und auch durch unsere Kleinfamilie. Unsere Tochter war gerade eine Woche gesund, da bahnte sich schon der nächste Infekt mit Rotz und Husten und (ein bisschen) Fieber an. Vergangenen Sonntag überlegten wir schon, ob wir Rebecca so überhaupt zur Tagesmutter würden schicken können. Und dann trudelte just auch schon die Meldung der Tagesmutter ein, dass sie selbst nun auch krank sei und die Woche nicht betreuen könne.

Meine Frau hat gerade zum Jahresbeginn eine neue Arbeitsstelle begonnen und hatte dort einen holprigen Start, weil sie selbst bereits zwei Wochen erkältungskrank und eine Woche „kindkrank“ war. Meine Eltern hatten unsere kranke Tochter auch eine Arbeitswoche lang betreut und lagen dann hinterher auch erstmal erkältet darnieder. Somit war klar, dass diesmal ich an der Reihe war, „kindkrank“ zu Hause zu bleiben, zumindest von Montag bis Mittwoch, also an den Tagen, an denen meine Frau arbeiten geht.

Und auch wenn bei mir sogleich wieder das blöde schlechte Gewissen gekickt hat, auf der Arbeit auszufallen, so habe ich diese kranken Tage mit der kleinen Maus daheim doch richtig genossen. Viel zu selten habe ich mal freie Zeit mit meiner Tochter zu zweit. Und wir haben es uns gut gehen lassen, sind zusammen einkaufen gegangen, haben einen Ausflug zur Eisdiele gemacht, haben gespielt und experimentiert, haben uns ausgeruht und gekuschelt, haben zusammen gekocht und gelesen.

Zur Zeit ist sie auch wirklich mal wieder richtig gut drauf, was so die allgemeine Laune angeht. Irgendwie verläuft das im Kleinkindalter ja immer in Phasen und Schüben. Gefühlt seit vergangenem Oktober, um ihren zweiten Geburtstag rum, als wir noch einen gar nicht mal so erquicklichen Kurzurlaub an der Ostsee verbracht hatten und die Trotzphase so richtig in ihr Gigadynamax-Stadium übergegangen war, dominierten eigentlich die meiste Zeit über Zorn, Trotz und Tränen. Jetzt gerade haben wir mal eine richtig gute Phase, wo sie viel mitmacht und auch zu Kompromissen bereit ist, die Zündschnur nicht so ultimativ kurz ist.

Und ich hatte an diesen drei „kindkrank“-freien Tagen von Montag bis Mittwoch aber auch das Gefühl, dass wir momentan mal den richtigen Ton im Umgang miteinander finden. Gerade klappt das wirklich deutlich besser, dass wir uns auf Augenhöhe begegnen, was ohne Frage einfacher ist, wenn man nicht die meiste Zeit angeschrien wird. Denn das Ganze hat natürlich auch wiederum zwei Seiten: Ist die Stimmung angespannt und steht der Haussegen auf Krawall, dann fällt es natürlich auch uns Eltern viel schwerer, ruhig und gelassen und zugewandt und liebevoll zu bleiben und schnell wird der Ton dann eben ruppiger. Ohne dass wir das wirklich so wollen, aber auch unsere Zündschnüre sind halt nur von einer begrenzten Länge. Aber jetzt an diesen drei Tagen mit ihr, da konnten wir wirklich ganz entspannt und fröhlich miteinander sein, sich anbahnende Gefühlseruptionen oder Konflikte konnten noch sanft abgefedert werden und es fühlte sich alles gar nicht so kompliziert an.

Das ist auf jeden Fall etwas, das ich gelernt habe, seit ich Papa bin: Dass da häufig eine große Lücke klafft zwischen den guten Vorsätzen, die ich mir so Tag für Tag vornehme, und der tatsächlichen Umsetzung. Vieles davon ist zweifelsohne eine Haltungs-Frage; aber dadurch, dass ich die allermeisten Erfahrungen im Umgang mit einem kleinen Kind ja zum ersten Mal mache, ist es schwierig, wirklich schon zu einer ausgereiften Haltung zu gelangen. Da reicht das bloße Bewusstsein, dass es sich um meine Tochter handelt und dass ich sie liebhabe, nicht aus, um auch meine eigenen Gereiztheiten immer abzufangen.

Wir haben uns in den zurückliegenden Monaten immer wieder so viel abgekämpft an unseren Befindlichkeiten. Es wurde so viel geschrien, gehadert und geweint. Ich hoffe, dass wir diesen richtigen Ton, der gerade erklingt, noch eine Weile beibehalten und ihn weiter ausbauen können.

CU in Disneyland!

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